Pech im Unglück
Nein, Sexunfälle waren das eigentlich nicht; zum Sex ist es wegen der ganzen Unfälle dann gar nicht mehr gekommen …
Aber ich habe noch nie gehört, dass so viel schiefgehen kann, wenn es um private Kontakte geht, und deshalb glaube ich, das ist eine Erwähnung wert – aus diesem Grunde schicke ich euch heute meine Geschichte.
Es fing eigentlich alles ganz gut an.
Eine wahnsinnig interessante Lady hatte eine Kontaktanzeige aufgegeben. Diese Lady war noch dazu eine echte Domina.
Das ist mir wichtig, denn ich stehe auf Sadomaso Sex. Alles andere wird mir auf Dauer zu langweilig. Nicht dass ich nicht auch gerne mal „normalen“ Sex habe, oder auch einfach mal kuschle, aber sexuell wirklich glücklich bin ich nur, wenn ich ein Sub und ein Sklave sein darf.
Wenn meine Herrin Strafen verhängt und ausführt, wenn sie mich auspeitscht, mit Klammern mit Gewichten versetzt, wenn sie mich demütigt, beschimpft, wie ein Hund an der leine am Halsband herumführt, und wenn sie mir ihre harte und strenge Sklavenerziehung angedeihen lässt.
Ich bin nicht unbedingt ein gehorsamer und demütiger Sklave, aber ich bin ein Mann, der es braucht, dass eine Frau ihn fest an die Kandare nimmt, führt und leitet, ihm Gehorsam und Demut beibringt.
Vor allem brauche ich eine Frau, die mir hilft, meinen ungeheuer starken Trieb in den Griff zu bekommen. Eine Herrin, die sagt, dass mein Schwanz ihr gehört und sie, nicht ich darüber bestimmt, was mit ihm geschieht, wann und wie lange und wie oft und auch wozu er benutzt wird, ob und wann ich wichsen darf, und vor allem, ob und wann ich kommen, also abspritzen darf.
Genau so eine Frau schien diese Lady mir zu sein, die diese erwähnte Kontaktanzeige aufgegeben hatte.
Viele Chancen rechnete ich mir nicht aus, als ich beschloss, ihr auf die Kontaktanzeige zu antworten. Ich war fest davon überzeugt, sie bekommt so viele Zuschriften, dass meine darunter entweder vollständig untergeht, oder aber auf jeden Fall nicht in die engere Wahl kommt.
Trotzdem gab ich mir alle Mühe mit meiner Zuschrift; stundenlang saß ich an der Mail, die ich ihr auf ihre Anzeige hin schreiben wollte.
Nicht dass ich nun einen ganzen Roman geschrieben hätte; so viel Zeit wollte ich diese Domina ja nun nicht stehlen. Nein, es wurde eigentlich ein sehr kurzes Mail, aber es dauerte eben lange, bis ich die passenden knappen Worte gefunden hatte. Immer wieder entwarf ich ein neues Mail und verwarf es kurz darauf wieder, bis ich endlich mit der letzten Fassung meiner Zuschrift wenigstens einigermaßen zufrieden war; zufrieden genug, sie auch loszuschicken.
Danach wartete ich; wie gesagt, ohne viel Hoffnung.
Zu meinem absoluten Erstaunen kam tatsächlich eine Antwort von ihr; und zwar sogar recht schnell.
Und vor allem recht positiv; was ich ihr geschrieben hatte, schien ihr wirklich gefallen zu haben.
Ich antwortete sofort erneut und schickte ein Bild von mir mit.
Eines der Probleme war, dass sie, wie sich herausstellte, zehn Jahre älter war als ich. Mir machte das nichts aus, aber sie schien deswegen Bedenken zu haben. Die konnte ich jedoch zerstreuen; vor allem mit meiner aufrichtig und ehrlich begeisterten Reaktion, nachdem ich ihr Bild gesehen hatte.
Wir mailten noch ein wenig hin und her, dann beschlossen wir, ein wenig zu chatten. Nach einer Woche Chat und Mails schließlich beschlossen wir, endlich einmal miteinander zu telefonieren.
Wir verabredeten eine bestimmte Zeit an einem Sonntag.
Ausgerechnet an diesem Sonntag aber besuchte mich mein Bruder und überredete mich zu einer kleinen Radtour. Ich hatte noch gehofft, auf jeden Fall trotzdem pünktlich wieder zu Hause sein zu können, aber unterwegs stürzte mein Bruder und verstauchte sich den Knöchel, so dass wir erst sehr spät wieder zurück waren.
Ich hatte ihren Anruf verpasst.
Natürlich war sie ziemlich sauer; und zu recht. Trotzdem war sie bereit zu einem zweiten Anlauf. Der sollte diesmal allerdings sofort in einem kurzen Treffen bestehen. Mein Bruder wollte am Wochenende darauf umziehen in eine Stadt ganz in ihrer Nähe. Und ich wollte sie bei dieser Gelegenheit kurz sehen und ihr Blumen überreichen.
Als es am Freitagabend losgehen sollte mit dem Umzugswagen, ging es mir aber schon reichlich beschissen. Ich hatte übelste Bauchschmerzen, mir war schlecht, und ich konnte mich kaum aufrecht halten.
Als ich dann dreimal gekotzt hatte, was leider mein Bauchweh auch nicht behob, beschloss ich, zu Hause zu bleiben.
Am nächsten Tag erwischte ich sie zum Glück im Chat, um ihr das mitzuteilen. Sie bestand darauf, dass wir dann aber wenigstens miteinander telefonieren, wenn wir uns schon nicht sehen konnten.
Mir ging es noch immer ziemlich mies, aber ich sah ein, dass ich ihr den Gefallen tun musste. Allerdings klang ich natürlich bei diesem Telefonat nicht sonderlich frisch und munter, und als mittendrin auf einmal starke Bauchkrämpfe einsetzten, musste ich unser Telefonat wieder beenden.
Zwei Tage später ging es mir und meinem Bauch wieder besser, und wir beschlossen – sie war, nachdem sie gehört hatte, wie schlecht es mir ging, sehr verständnisvoll -, es am Wochenende darauf noch einmal zu versuchen.
Am nächsten Samstag wollte ich gerade losfahren, da erreichte mich ein Anruf meiner Mutter. Sie war sehr aufgeregt und weinte am Telefon; unser Vater hatte gerade einen Autounfall gehabt. Es war zwar nicht so schlimm, nur der Wagen war Schrott und er leicht verletzt, aber in dieser Situation konnte ich sie natürlich nicht allein lassen. Das tut man einfach nicht als Sohn.
Ich fuhr sofort ins Krankenhaus zu ihr und meinem Vater.
Meine Domina erwischte ich leider nicht am Telefon, deshalb hinterließ ich ihr eine entsprechende Nachricht auf der Mailbox.
Meinem Vater ging es bald besser; und wieder war sie auch ausgesprochen verständnisvoll angesichts der schlimmen Situation. Sie wollte, dass wir wenigstens telefonieren, aber ich war überhaupt nicht in Stimmung für ein Telefonat unter so bedrückten Umständen, deshalb lehnte ich ab.
Das fand sie schon nicht so toll, was sie mir auch sehr deutlich sagte.
Ich merkte, wie ihr anfänglich sehr großes Interesse an mir mehr und mehr nachließ, aber ich konnte nicht anders; weder konnte ich meine Mutter mit ihren Sorgen allein lassen, noch wollte ich mit ihr am Telefon sprechen, wenn ich den Kopf voller anderer Gedanken hatte und mich nicht auf sie konzentrieren konnte.
Für das Wochenende darauf war ein erneuter Anlauf geplant; und mir war schon klar, das war meine letzte Chance. Wenn ich sie nun noch einmal versetzte, und sei es auch aus einem noch so guten Grund, dann war es das mit diesem Sadomaso Kontakt; dann hatte ich sie endgültig verloren.
Am Abend bevor ich samstags losfahren wollte, rief mich meine Mutter an; ihr ging es ganz schlecht, der Unfall und die Tatsache, dass mein Vater im Krankenhaus war, hatten sie unglaublich mitgenommen.
Natürlich fuhr ich sofort zu ihr und blieb bei ihr, bis sie endlich eingeschlafen war. Das war nachts um vier.
Ich stellte mir den Wecker auf sieben, damit ich pünktlich losfahren konnte, um gegen Mittag bei ihr zu sein; auch wenn ich mich momentan überhaupt nicht danach fühlte, sie zu sehen und zu treffen.
Es kam, wie es kommen musste – ich war nach der fast durchwachten Nacht so müde und kaputt, dass ich im Halbschlaf den Wecker ausstellte, als er zu klingeln begann, und erst gegen zwölf Uhr endgültig erwachte.
Tja, und damit war dieser Kontakt dann gelaufen.
Ich versuchte ihr noch zu erklären, was los gewesen war und warum ich verschlafen hatte, aber das interessierte sie schon nicht mehr. Sie beschimpfte mich ziemlich, was ich dann schon wieder nicht mehr so richtig in Ordnung fand, denn eigentlich konnte ich ja überhaupt nichts dafür.
Andererseits sehe ich es ein, dass eine Domina ihrem Sklaven nicht nachrennt und nach so viel missglückten Versuchen irgendwann einfach auch keine Lust mehr hat, es noch einmal mit einem Treffen zu versuchen.
Aber mal ehrlich, Leute – so viel Pech ist doch nicht normal, oder?