Wie man zum Camgirl wird – Teil 2
Aber auch über diese Entfernung ist ja eine Beziehung ohne weiteres möglich. Man sieht sich regelmäßig am Wochenende und im Urlaub, und kann dann eine wunderschöne Zeit miteinander verbringen, ohne dass man nun zwingend den gesamten Alltag miteinander verbringt.
Außerdem gibt es ja immer noch Mails und Telefonate, damit man zwischendurch, also zwischen den Treffen und Verabredungen, auch in Kontakt bleibt. Mails, Telefone – und Cam2cam …
Genauso wie er stellte ich mir das auch vor – eine feste Beziehung, die weit mehr ist als nur ein Sexkontakt, wo man aber dennoch nicht ständig aufeinander hockt. Wo man sein eigenes Leben und seine Freiheit hat und dennoch einen Partner, und zwar einen Partner nicht nur für Sex.
Ich konnte mich einfach nicht zurückhalten, nachdem das so toll passte, er so klasse aussah und die Übereinstimmungen in den Vorstellungen und Träumen über eine feste Beziehung bei uns so groß waren und habe dem Typen über die Community eine private Nachricht geschickt.
Seine Antwort kam sofort; die war innerhalb einer Stunde da. Er hatte sich mein Profil angesehen und war gleich ebenfalls ganz begeistert und sah große Übereinstimmungen zwischen uns.
Weil die privaten Nachrichten irgendwie in den meisten Communitys ziemlich kompliziert zu schreiben und zu lesen sind, sind wir sehr bald auf Mails ausgewichen. Und nachdem wir etwa eine Woche Kontakt per Mail miteinander hatten, schlug er vor, jetzt doch endlich ein erstes Cam2cam Date zu machen, damit wir uns auch sehen und hören und nicht nur lesen konnten.
Ich zickte zuerst ein bisschen herum. So wie ein Anfänger vor dem Sprung vom 5 Meter Brett. Schließlich hatte ich die Cam noch nie ausprobiert – außer für nichtssagende Aufnahmen meiner Arbeitsecke im Schlafzimmer, um ihre Funktionen beherrschen zu lernen, und fühlte mich ziemlich unwohl bei dem Gedanken daran, dass er alles von mir sehen und hören konnte. Ich weiß, diese Angst ist irrational; schließlich hätte er mich bei einem live Treffen ja schließlich auch gesehen und gehört, sogar noch viel direkter als per Cam2cam. Trotzdem – vor dem ersten Schritt, vor dem ersten Cam2cam Chat hatte ich richtigen Bammel.
Zumal unsere Mails mittlerweile auch ziemlich erotisch geworden waren; das war schon halber Cybersex, was da lief. Wir sprachen sehr freizügig auch über Sex, und es war weit mehr als flirten, was sich entwickelte. Sollte ich jetzt etwa vor der Cam all die Dinge machen, die ich bisher in den Mails beschrieben hatte? Es mir womöglich gar vor seinen Augen selbst besorgen und an meiner Muschi herumfingern? Und sollte ich ihm dabei zusehen, wie er all die Dinge macht, von denen er mir geschrieben hatte, und live vor meinen Augen am Wichsen war?
Zuvor allerdings stellte sich mir noch ein ganz anderes Problem, das mich unruhig machte. Präsentierte ich mich ihm beim Cam2cam vollständig angezogen, so in Jeans und Sweatshirt, wie ich zu Hause meistens herumlaufe, oder sollte ich mich etwa vor dem Date nackt ausziehen und mich von ihm so anschauen lassen, wie Gott mich geschaffen hatte, mit nichts an, splitterfasernackt?
Und, ebenfalls nicht unwichtig, sollte ich ihn ebenfalls nackt sehen?
Nacktbilder selbst hatten wir natürlich schon längst ausgetauscht. Aber es ist doch noch mal etwas ganz anderes, ob man ein bereits vorhandenes Nacktfoto von sich verschickt – oder vielmehr ein halbes Nacktfoto; denn auf meinem hatte ich noch ganz züchtig ein Höschen an, und er trug einen Slip, zeigte sich also auch nicht ganz ohne Hüllen -, oder ob man sich einem anderen vor der Cam vollständig nackt zeigt. Da kann man erstens anders als bei einem Foto auch nichts verschönen und verbergen, und es ist irgendwie auch noch mal sehr intimer als ein Bild.
Nicht alles, aber einen Teil meiner Bedenken deutete ich ihm an und teilte ihm mit, dazu sei ich einfach noch nicht bereit. Das braucht einfach noch Zeit, bis ich zu einem Date vor der Cam, zu einem Cam2cam Chat bereit bin, erklärte ich ihm, und bat ihn um ein bisschen Geduld.
Allerdings antwortete er mir darauf ziemlich barsch und nannte mein Zögern ganz offen und deutlich Herumzieren. Das war das erste Mal, dass ich ihn ungeduldig und fast sauer erlebt habe.
Er hätte sich ja nun schon eine ganze Woche geduldet, schrieb er mir, und schließlich hätten wir uns in einer Cam2cam Community kennengelernt. Da sei es nun einmal normal, dass man sofort Cam2cam chattet, teilweise sogar den Kontakt gleich darüber aufnimmt, wenn jemand online aufnimmt, und ich solle mich jetzt nicht länger anstellen, sondern einfach die Cam einschalten.
Immerhin machte er sich auch die Mühe, auf meine Bedenken einzugehen und sagte sehr ausdrücklich, ich hätte nichts anderes als Lampenfieber, das sofort verfliegen werde, wenn wir uns dann tatsächlich einmal Cam2cam gegenübersitzen, und dass ich es einfach mal wagen müsse.
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