„Und du bist Sybille?“
Was ich erlebt habe, das klingt wie ein richtiger Thriller. Ein ganz kleiner privater Thriller natürlich nur. Kein großes Drama, in das die Supermächte und alle möglichen Verbrecher verwickelt sind.
Dabei war es einfach nur irgendein dummes Missgeschick. Ein Unfall sozusagen. Deshalb finde ich, meine Story kann durchaus als Sexunfall klassifiziert werden. Mit Sex hat es in jedem Fall zu tun. Sogar mit Liebe, und das ist in meinen Augen der schönste Sex – der, der von Liebe begleitet wird.
Allerdings wäre es wenn, dann ein Missgeschick gewesen, das mir die Augen über eine Wahrheit öffnete, über die ich mir bisher im Unklaren gewesen war. Also eine Art Enthüllung. Dass eigentlich alles ganz anders war, das habe ich erst später erfahren. Viel später.
Zu spät.
Das Ganze ist jetzt etwa ein Jahr her. Ich war damals mit Philip zusammen, der gerade mit seinem Freund Richard eine eigene Firma gegründet hat. Die beiden waren Software-Programmierer. Sie hatten sich entschlossen, sich selbstständig zu machen, nachdem sie beide viele Jahre lang in derselben größeren Firma gearbeitet haben, und sich dort nie sehr wohl gefühlt haben.
Eine eigene Firma aufzubauen bedeutet natürlich Stress rund um die Uhr. Auch ich habe das zu spüren bekommen – auf einmal hatte Philip kaum noch Zeit für mich. Ständig war er mit Behördengängen, mit Überlegungen oder mit ersten kleinen Aufträgen von Auftraggebern beschäftigt, die die beiden gewissermaßen ihrem früheren Arbeitgeber abgeluchst und mitgenommen hatten.
Wir beide, Philip und ich, hatten uns gerade erst kurz zuvor kennen gelernt; deshalb traf es mich umso schlimmer, dass wir uns praktisch von einem Tag auf den anderen kaum noch zu sehen bekamen.
Vor allem, weil der Sex, den wir miteinander hatten, wirklich fantastisch war. Es war so, als hätte uns irgendein überirdisches Wesen genau aufeinander ein- und abgestimmt. Wir wussten beide immer ganz genau, von Anfang an, was der andere am liebsten hatte. Wie man beispielsweise beim Oralsex lecken und lutschen musste, um die größte Lust hervorzurufen. Wir passten zueinander, als würden wir uns schon viele Jahre kennen und seien total miteinander vertraut – dabei hatte unsere Beziehung noch voll die prickelnde Aufregung des Neuen.
Einen ganzen Monat lang schwebte ich im siebten Himmel. Emotional, und auch ganz profan sexuell.
Ja, und dann geriet mein kleiner siebter Himmel völlig durcheinander, ganz überraschend und unerwartet.
Einen Tag war die Welt noch völlig in Ordnung gewesen, wir sahen uns jeden Abends, meistens übernachtete auch entweder Philip bei mir oder ich bei Philip, und dann gingen wir beide zur Arbeit, bis wir uns nach Feierabend wieder trafen. An den Wochenenden waren wir sogar fast durchgehend zusammen. Außer dass er Samstagabend regelmäßig Sporttraining hatte.
Wenn man es genau betrachtet, wohnten wir schon regelrecht zusammen, obwohl wir uns gerade erst mal einen Monat kannten. Im Prinzip waren wir bloß während der Arbeitszeit getrennt – wobei seine Arbeitszeiten etwas andere waren als meine. Meistens war ich schon zwei, drei Stunden vorher zu Hause, bis er dann endlich auch Schluss hatte. Bloß, darauf kam es ja nun nicht an.
Mir gefiel es sehr gut, dieses enge Zusammensein, und Philip schien sich damit ebenfalls ausgesprochen wohlzufühlen.
Währenddessen gediehen die Pläne über die eigene Firma, die die beiden Freund, Philip und Richard miteinander schmiedeten. Richard hatte Philip mir übrigens bisher noch nicht vorgestellt. Was mich schon etwas verwunderte, wo er doch angeblich sein bester Freund war, wo die beiden sich auch für ihre berufliche Zukunft so sehr aufeinander einlassen wollten und Philip immer auch ziemlich viel von Richard erzählte. Aber andererseits hatten wir, wenn wir uns sahen, auch immer so viel miteinander zu tun und waren so begierig auf Intimität ohne Zuschauer, dass es mir im Grunde ganz recht war, wenn ich keine anderen Leute sehen musste.
Ja, und dann kam der große Tag, an dem Philip und Richard ihren eigenen kleinen Laden aufmachten.
Ihr Chef hatte etwas von ihren Plänen mitbekommen; deshalb mussten sie irgendwann mitten in all den längst, allerdings sehr gemütlich und langsam und ohne Druck angelaufenen Vorbereitungen dafür urplötzlich Knall auf Fall ihre alte Firma verlassen. Die Einzelheiten der Auseinandersetzung weiß ich nicht; da war Philip merkwürdig zurückhaltend. Erfreulich war es bestimmt nicht gewesen, und jedenfalls konnten die zwei aus diesem Grunde nicht warten, bis alles richtig vorbereitet war, sondern sie mussten sozusagen ins kalte Wasser springen.
Deshalb überstürzten sich dann die Ereignisse, und von dem Tag an, an dem die beiden erfahren hatten, dass sie die größere Firma weit schneller verlassen mussten, als sie das geplant hatten, war Philip nur noch im totalen Stress. Er stand morgens regelmäßig vor mir auf, jedenfalls sagte er das, weil so viel zu erledigen war, und abends hatte er meistens bis mindestens um Mitternacht zu tun, so dass er danach bloß noch völlig erschöpft ins Bett fallen konnte. Und die Wochenenden brauchte er, um mit Richard zu besprechen, was für die folgende Woche anlag.
Die zwei, Philip und Richard, hatten noch ungeheuer viel abzuklären. Eine Firma aufmachen fordert enorm viel an Bürokratie, da war so viel zu regeln, und bis dato waren ja noch nicht einmal die Räume angemietet worden, in denen die beiden später einmal arbeiten wollten. Von der Anschaffung der notwendigen Schreibtische, Stühle, Computer, Telefone und so weiter einmal ganz zu schweigen. Dann waren die ganzen Versicherungen noch zu regeln, die bisher angedachte Finanzierung der neuen Firma, sozusagen das A und O beim selbstständig machen, war dummerweise alles andere als stand- und wasserfest, und so war der Stress vorprogrammiert.
Gleichzeitig erteilten allerdings die ersten Kunden der neuen Firma schon ihre Aufträge, die dann in aller Hast auf den privaten Computern zu Hause erledigt werden mussten – und zwar absolut perfekt, picobello, damit die Kunden auch Kunden blieben und nicht gleich unzufrieden zum alten Auftragnehmer zurückkehrten und die junge, aufstrebende Firma im Stich ließen.
So begründete er es, dass wir uns auf einmal fast überhaupt nicht mehr sahen. Als die kleine Firma endlich in einer winzigen 2-Zimmer-Wohnung ganz in der Nähe meiner Wohnung eröffnet wurde, mit einer erstaunlich großen Feier, zu der viele der ehemaligen Kollegen der beiden kamen – die kleine Wohnung war proppenvoll, man konnte sich kaum bewegen -, hatten Philip und ich fast einen Monat lang, und damit also etwa die Hälfte der Zeit, die wir überhaupt insgesamt zusammen waren, immer nur kurze, hastige, beinahe verstohlene Treffen gehabt.
Und keine einzige Nacht mehr gemeinsam verbracht.
Ich war schon da gewaltig eifersüchtig auf die Firma und überlegte mehr als einmal, ob ich mich von Philip nicht wieder trennen sollte. Momentan hatte er nun wirklich keine Zeit für eine Beziehung. Und das bisschen, was er mir geben konnte, das war mir viel zu wenig. Aber wenn wir uns dann sahen, dann war es immer toll, deshalb schwankte ich heftig. Und hoffte einfach nur, es würde jetzt, nachdem die Firma erst einmal stand, sehr schnell wieder besser werden mit uns.
Als ich mit einem riesigen Blumenstrauß und einer Magnum-Flasche Sekt in der Firma auftauchte, war die Eröffnungsfeier schon in vollem Gang. Mühsam orientierte ich mich in dem Gewühle und konnte dann endlich auch Philip ausfindig machen. Er begrüßte mich strahlend, nahm mir die Einweihungs-Geschenke ab, legte mir den Arm um die Schulter, und führte mich herum.
Der erste, den er mir vorstellte, war Richard.
Noch bevor Philip meinen Namen nennen konnte, wandte sich Richard auf einmal an mich. „Und du bist Sybille? Philip hat mir schon viel von dir erzählt.“
Ich erstarrte.
Wer auch immer Sybille war – ich war es nicht. Mein Name ist Katja. War Sybille etwa der Grund für den letzten Monat, in dem Philip mich so furchtbar vernachlässigt hatte, und nicht die neue Firma?
Und war Sybille möglicherweise auch schon vorher da gewesen? War sie das angebliche Sporttraining am Samstagabend? Und war sie zumindest an einzelnen Tagen auch der Grund für den so viel späteren Feierabend schon zu den Zeiten gewesen, als Philip noch angestellter Programmierer gewesen war?
Ich machte Philip keine Szene; ich wollte ihm die Feier, für die er so viel gearbeitet hatte, nicht verderben. So drehte ich mich einfach wortlos um und ging. Auf Philips aufgeregtes Rufen reagierte ich nicht, und als kurz nachdem ich zu Hause war das Telefon klingelte, ging ich nicht dran.
Philip hatte keine Chance, irgendetwas richtig zu stellen; dazu war ich zu empört und verletzt und gekränkt.
Erst einige Monate später traf ich zufällig Richard wieder. Der mich dann darüber aufklärte, dass sein Spruch nur ein dummer Scherz gewesen sei. Einer, den sie sich gegenseitig schon öfter gespielt hatten.
Dass es bei mir so barbarisch und gründlich schief gegangen war, war einfach nur ein Zufall. Oder ein Unfall.
Immerhin allerdings ein Unfall, der eine sehr gute Beziehung zerstört hat.
am 15. Juni 2009 um 18:05 Uhr. eMail
das würd mir ja stinken…
selbst schuld
weil ihr frauen immer sofort das neagtive im mann seht…
sybille könnte ja auch eine gute freundin oder die schwester sein etc.
ich hoffe der macht gut kohle mit seiner firma und fährt jetzt nen dicken benz…